SUMMERWINE, ODER PRACHT GIBT ES NICHT IM PLURAL
2012
Intervention, Inszenierung und Realität
mit Emilia Neumann (Performance), Miguel Graetzer (Kamera, Fotografie), Samira Ramic (Make-Up, Assistenz), Jos Diegel (Performance, Videobearbeitung)
Höchstens vielleicht so: Wir sind prächtige soziale und kulturelle Prostituierte. Die Parole heißt einfach nur: Oben bleiben!, der kategorische Imperativ aller Arrivierten und Privilegierten. Und sie rennt vor dem geistigen Auge auf einem Laufband vorbei beim Blick in den Handspiegel. Konzentriert auf das eigene Spiegelbild, bemerkt man sich selbst und findet so die eigenen Krisen vor. In Krisenzeiten gilt es, die Gläubigen abzulenken oder zurückzugewinnen, ihre Augen durch die Entfaltung von Prunk und Pracht zu fesseln. Das ist natürlich nur bedingt möglich, aber immerhin besteht die Möglichkeit diese Pracht durch vorhandene Handspiegel zu betrachten, ohne dabei einen steifen Hals zu bekommen. Wie der Konflikt in den städtischen Körper, so hat er sich auch in den eigenen Körper verlagert. Schauplatz der Auseinandersetzung sind die erogenen Zonen des gesellschaftlichen Körpers. Unser Stadtteil soll aufgewertet werden, die niederen Körperteile sollen dann auch diszipliniert werden. Durchaus erotische Rhetorik. Alles soll überwältigend wirken, die Identität, die Kreativität, die Selbstverwirklichung, die Hausfassade, die Stadtteile, die Metropole und die Vergnügungsparks um dem Besucher zu zeigen, wie mächtig und bedeutend ihre Besitzer. sie wollten lieber gefangen bleiben, sich mißhandelt sehn, als dieses Titels leerem Prunk entsagen. Von allen Seiten gebunden die ganzen Abhängigkeiten, die ich um den Preis meiner prachtvollen Identität eingegangen bin und die ich zur schau trage. Die erogenen Zonen des Ich sind unlösbar verbunden mit denen der Stadt. Als Ausdruck der Persönlichkeit ist der private Innenraum immer schon theatral, auch und gerade dort.
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